Abt. 422.24
Complete identifier
LASH, Abt. 422.24
Fonds
Identification (short)
Title
Title
Rinderzuchtverbände
Life span
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1879-1972
Fonds data
History of creator
History of creator
Seit den 1870er-Jahren entstanden in Schleswig-Holstein zahlreiche lokale Rinderzuchtvereine. Eine erste übergeordnete Organisation wurde 1885 mit dem Verband der schleswig-holsteinischen Viehzuchtvereine gebildet, den man aber schon 1890 wieder auflöste. 1886 erfolgte durch den Landwirtschaftlichen Generalverein eine Einteilung der Viehzuchtverbände in vier Viehzuchtgruppen, die sich aber nicht bewährte. Erst durch die 1896 gegründete Landwirtschaftskammer wurde 1898 eine dauerhafte Organisation der Rinderzucht in Schleswig-Holstein geschaffen.
Die Rinderzuchtvereine aller in der Provinz vertretenen Rinderrassen fasste man in vier Rinderzuchtverbänden zusammen: Verband der Viehzuchtvereine für die Zucht des rotbunten holsteinischen Milchviehs, Verband der Viehzuchtvereine für die Zucht des roten schleswigschen Milchviehs, Verband der Shorthornzuchtvereine und Verband der Viehzuchtvereine für die Zucht von schwarzbuntem Vieh. Der erstgenannte Verband war in zwei Unterverbände untergliedert (Unterverband für die Milchviehbeschläge der holsteinischen Marschen, Unterverband für den Breitenburger Viehschlag und Unterverband für die rotbunten Milchviehschläge der holsteinischen Geest), der zweitgenannte in drei Unterverbände (Unterverband Vereinigung Angler Viehzüchter und Unterverband Züchtervereinigung für die Zucht des schweren roten nordschleswigschen Milchviehs).
Im Jahr 1906 wurden die Verbandsnamen vereinfacht, und an die Stelle der Unterverbände traten Zuchtbezirke: Verband Rotbunte Holsteiner (Zuchtbezirk für die Elb- und Wilstermarsch, Zuchtbezirk Dithmarschen, Zuchtbezirk für die Breitenburger und Zuchtbezirk für die holsteinische Geest), Verband Rote Schleswiger (Zuchtbezirk Angeln und Zuchtbezirk Nordschleswig), Verband der Schleswigschen Shorthornzuchtvereine und Verband Schwarzbunte Holsteiner.
Der Verband Rote Schleswiger reduzierte sich 1920 mit der Abtrennung Nordschleswigs von der Provinz Schleswig-Holstein auf den Zuchtbezirk Angeln, der sich 1922 in Herdbuchkontrollverband Angeln, 1952 in Verband der Züchter des Angler Rindes und 1977 in Verband Angler Rinderzüchter umbenannte. Auch der Shorthorn-Zuchtverband hatte durch die Abtrennung Nordschleswigs einen großen Teil der angeschlossenen Rinderzuchtvereine verloren, was die schon seit dem Ende des Ersten Weltkriegs im Schwinden begriffene Bedeutung der Shorthornzucht weiter verringerte.
Die Zersplitterung der schleswig-holsteinischen Rotbuntzucht in vier Zuchtbezirke mit eigenen Zuchtvereinen wirkte sich nachteilig aus, da die Uneinheitlichkeit der äußeren Merkmale der vier rotbunten Rindviehbeschläge für Außenstehende nicht nachvollziehbar war. Da die Schwarzbuntzucht mit Kern in Ostholstein seit jeher ein einheitliches Zuchtziel verfolgte und einen einheitlichen Verband hatte, konnte sie sich immer weiter ausdehnen. Als Folge davon wurde 1921 der Verband Schwarzbunte Holsteiner in Verband Schwarzbunte Schleswig-Holsteiner umbenannt, während der Verband Rotbunte Holsteiner erst 1930 den Namen Verband Rotbunte Schleswig-Holsteiner erhielt.
1933 blieben die Rinderzuchtverbände zwar als eigenständige Organisationen bestehen, wurden aber dem Reichsnährstand angegliedert. Die Landesbauernschaft hatte die Anweisung erhalten, möglichst große einheitliche Verbände zu schaffen, notfalls durch Neuorganisation. Für die Angler-, Schwarzbunt- und Shorthornzüchterverbände war dies relativ einfach, beim Verband Rotbunte Schleswig-Holsteiner bedeutete es dagegen das Ende der – 1934 aufgehobenen –Zuchtbezirke. Darüber hinaus wurden die örtlichen Viehzuchtverbände ebenfalls aufgelöst, da die kleinsten Einheiten innerhalb eines Verbandes die Kreisvereine sein sollten. Lediglich große Kreise wurden in Körbezirke unterteilt. Der Verband Rotbunte Schleswig-Holsteiner übernahm nun das reichseinheitliche "Harburger Zuchtziel", was eine Vereinheitlichung der Rotbuntzucht in Schleswig-Holstein bewirkte.
Diese Verbandsorganisation blieb bis 1992 bestehen, als sich sich Rotbunte und Schwarzbunte Schleswig-Holsteiner sowie der Verband Angler Rinderzüchter mit der Rinderbesamung Nord-West in Wanderup, der Rinderbesamung Holstein in Schönböken und der Zuchtrinder-Erzeugergemeinschaft in Lübeck zur Rinderzucht Schleswig-Holstein eG zusammenschlossen.
Einige der örtlichen Rinderzuchtverbände begannen schon in den 1870er-Jahren, Herdbücher zu führen, in denen die zur Züchtung gebrauchten Tiere eingetragen wurden. Mit der Gründung der Rinderzuchtverbände 1898 ging die Herdbuchführung von den Vereinen auf die Verbände, Unterverbände und Zuchtbezirke über. Nur in den Zuchtbezirken Dithmarschen sowie Elb- und Wilstermarsch wurden für die dortigen Vereine Norderdithmarschen, Süderdithmarschen, Elbmarsch und Wilstermarsch zwei Herdbücher nebeneinander geführt. Die Landwirtschaftskammer Schleswig-Holstein hatte die Aufsicht über das Herdbuchwesen und gab das Formular für die Herdbücher vor, von dem lediglich der Shorthornverband abwich, der von der Gesellschaft deutscher Shorthornzüchter eine andere Vorlage übernommen hatte. Anfangs beabsichtigten alle Verbände, ihre Herdbücher zu veröffentlichen, um so auch nach außen hin ihre Zucht transparenter zu machen und den Export zu fördern. Doch dazu kam es lediglich in einigen Fällen beim Viehzuchtverein für die holsteinische Elbmarsch, beim Angler Verband und bei der Gesellschaft deutscher Shorthornzüchter.
Kurz nach Beginn des 20. Jahrhunderts erließ die Landwirtschaftskammer eine Anweisung für die Herdbuchführung. Danach waren die Zuchtbuchführung der Einzelzüchter, die Stammregisterführung der Viehzuchtvereine und die Herdbuchführung der Zuchtverbände und Zuchtbezirke voneinander zu unterscheiden. Die einzelnen Rinderzüchter hatten Zuchtbücher zu führen, in denen unter anderem Angaben über Veränderungen der Nachzucht, auf Tierschauen erlangte Prämien, Jahresmilcherträge, Decktermine und Verbleib der Tiere einzutragen waren. Neu angekörte, also von einer Körkommission zur Zucht zugelassene Tiere wurden durch den Vereinstammregisterführer in das Zuchtbuch eingetragen. Jeder angeschlossene Viehzuchtverein war verpflichtet, jeweils ein Stammregister für männliche und für weibliche Tiere zu führen, in die die Angaben aus den Zuchtbüchern der Vereinsmitglieder durch den Stammregisterführer übertragen wurden. Letzte Stufe war die Führung der Herdbücher durch den Herdbuchführer des Verbandes bzw. des Zuchtbezirks, der sich zu diesem Zweck regelmäßig die Vereinsstammregister zusenden ließ. In das Herdbuch für männliche Tiere wurden die Angaben aus dem Stammregister vollständig übertragen, in das Herdbuch für weibliche Tiere dagegen nur Angaben über Kühe mit Nachzucht. Auf diese Weise sollte eine unnötige Überfrachtung des Herdbuchs mit Tieren ohne Nachzucht vermieden werden.
1935 wurde die gesamte Herdbuchführung der Rotbunten beim Verband Rotbunte Schleswig-Holsteiner in Neumünster zusammengefasst. Ab etwa 1960 wurde die Herdbuchführung zunächst auf Karteikarten, später auf Datenbanken umgestellt.
Custodial history
Custodial history
Der größte Teil der Herdbücher der Rotbunten und der Shorthorns wurde 1984 vom Verband Rotbunte Schleswig-Holsteiner an das Landesarchiv abgegeben. 1986 gelangten über das Museum Kellinghusen weitere Herdbücher des Verbandes in das Landesarchiv. Das Gros der archivwürdigen Herdbücher der Schwarzbunten wurde 1993, also kurz nach Gründung der Rinderzucht Schleswig-Holstein eG in Neumünster, von dort aus übergeben.
Im Jahr 2000 wurden die Archivalien verzeichnet. Um eine sinnvolle Struktur des Bestandes zu erzielen, wurde die Gliederung an die bis 1934 bestehende Organisation der Rinderzuchtverbände angelehnt. Zwei Herdbücher wurden ausgesondert und provenienzgerecht an das damalige Niedersächsische Staatsarchiv Stade weitergegeben.
Um die gesamte schleswig-holsteinische Herdbuchüberlieferung zumindest schriftlich zusammenzuführen, wurden auch die bei anderen Kultureinrichtungen verwahrten Herdbücher – siehe unter "Korrespondierende Archivalien" – jeweils direkt vor Ort archivisch erfasst. Zur Fertigstellung des geplanten Findbuchs kam es allerdings vor allem aus technischen Gründen nicht mehr.
2021 wurde der 2000 erarbeitete Erschließungsstand des im Landesarchiv verwahrten Bestands überarbeitet und in die Datenbank aufgenommen. Die in den Findbuch-Erstentwurf integrierten Titelaufnahmen der andernorts verwahrten Herdbuchbestände wurden jeweils separat dokumentiert, um sie den oben genannten Einrichtungen zur Verfügung stellen zu können.
Includes
Includes
Rotbunte Schleswig-Holsteiner: Herdbuchreihen Holsteinische Geest, Breitenburger Zucht, Elb- und Wilstermarsch, Dithmarschen und Angeln. – Shorthorns: Herdbuchreihen. – Schwarzbunte Schleswig-Holsteiner: Herdbuchreihen.
Literature
Literature
Veröffentlichte Herdbücher
Deutsches Herdbuch (ab Bd. 5: Deutsches Shorthorn-Herdbuch). Hrsg. von der Gesellschaft Deutscher Shorthorn-Züchter. Bd. 1-10. Berlin 1865-1910.
Herdbuch des Unterverbandes Vereinigung Angler Viehzüchter. Flensburg 1900.
Herdbuch des Viehzucht-Vereins für die Holsteinische Elbmarsch. Bd. 1-8. Glückstadt 1891-1930.
Deutsches Herdbuch (ab Bd. 5: Deutsches Shorthorn-Herdbuch). Hrsg. von der Gesellschaft Deutscher Shorthorn-Züchter. Bd. 1-10. Berlin 1865-1910.
Herdbuch des Unterverbandes Vereinigung Angler Viehzüchter. Flensburg 1900.
Herdbuch des Viehzucht-Vereins für die Holsteinische Elbmarsch. Bd. 1-8. Glückstadt 1891-1930.
Literatur
Abel, H.: Oldenburg – Hochzuchtgebiet der "Schwarzbunten Schleswig-Holsteiner". In: Jahrbuch für den Kreis Oldenburg/Holstein 2 (1958), 101-109.
Flamme, Wilhelm: Die deutsche Rotbunt-Zucht (Arbeiten aus der deutschen Tierzucht 6). Bonn 1938.
Georgs, R.: Das Angler Rind (Monographien landwirtschaftlicher Nutztiere 8). Hannover 1910.
Georgs, R.: Das Rotbunte Holsteiner Rind (Monographien landwirtschaftlicher Nutztiere 8). Hannover 1914.
Handbuch der Landwirtschaftskammer für die Provinz Schleswig-Holstein. Hrsg. von der Landwirtschaftskammer Schleswig-Holstein. 1. Aufl. Glückstadt 1912, 396ff.
Hofmann, Günther: Angeln, deine rote Kuh. 140 Jahre Zuchtarbeit am Angler Rind. Hrsg. vom Verband Angler Rinderzüchter. Süderbrarup 1980.
Illustriertes Landwirtschafts-Lexikon. Hrsg. von Hugo Werner. 4., neu bearb. Aufl. Berlin 1910, 401-402.
Johannsen, Sönke: Die Rinderzucht im Kreis Steinburg. In: Steinburger Jahrbuch 8 (1964), 173-178.
Peters, Jan-Nils: Die Entwicklung der Rotbuntzucht in Schleswig-Holstein. Diplomarbeit. Osterrönfeld 1985.
Abel, H.: Oldenburg – Hochzuchtgebiet der "Schwarzbunten Schleswig-Holsteiner". In: Jahrbuch für den Kreis Oldenburg/Holstein 2 (1958), 101-109.
Flamme, Wilhelm: Die deutsche Rotbunt-Zucht (Arbeiten aus der deutschen Tierzucht 6). Bonn 1938.
Georgs, R.: Das Angler Rind (Monographien landwirtschaftlicher Nutztiere 8). Hannover 1910.
Georgs, R.: Das Rotbunte Holsteiner Rind (Monographien landwirtschaftlicher Nutztiere 8). Hannover 1914.
Handbuch der Landwirtschaftskammer für die Provinz Schleswig-Holstein. Hrsg. von der Landwirtschaftskammer Schleswig-Holstein. 1. Aufl. Glückstadt 1912, 396ff.
Hofmann, Günther: Angeln, deine rote Kuh. 140 Jahre Zuchtarbeit am Angler Rind. Hrsg. vom Verband Angler Rinderzüchter. Süderbrarup 1980.
Illustriertes Landwirtschafts-Lexikon. Hrsg. von Hugo Werner. 4., neu bearb. Aufl. Berlin 1910, 401-402.
Johannsen, Sönke: Die Rinderzucht im Kreis Steinburg. In: Steinburger Jahrbuch 8 (1964), 173-178.
Peters, Jan-Nils: Die Entwicklung der Rotbuntzucht in Schleswig-Holstein. Diplomarbeit. Osterrönfeld 1985.
See
Corresponding archival items
Corresponding archival items
Herdbücher des Verbandes Angler Rinderzüchter liegen auch im Kreis- und Stadtarchiv der Kulturstiftung des Kreises Schleswig-Flensburg sowie Herdbücher des Verbandes Rotbunte Schleswig-Holsteiner im Schleswig-Holsteinischen Landwirtschaftsmuseum in Meldorf, im Stadtarchiv Bad Segeberg und im Kreisarchiv Stormarn.
Further information (fonds)
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Information / Notes
Additional information
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Zitierweise: Sigle des Landesarchivs, Abteilungsbezeichnung und laufende Nummer, also zum Beispiel LASH Abt. 422.24 Nr. 1