LASH Abt. 357.5

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Beschreibung: Bestand

Serie

Bezeichnung

Justizvollzugsanstalten

Identifikation (kurz)

Titel 

Justizvollzugsanstalt Rendsburg

Laufzeit 

1860-1956

Bestandsdaten

Geschichte des Bestandsbildners 

Die Strafanstalt Rendsburg wurde in den Jahren 1871-1875 errichtet. Sie galt als Ersatz für die aufzulösenden Zuchthäuser in Glückstadt und Stade und war zur Aufnahme von bis zu 480 männlichen Zuchthausgefangenen aus den Oberlandesgerichtsbezirken Kiel und Celle bestimmt. Im Jahre 1931 erfolgte aus wirtschaftlichen Gründen die verwaltungsmäßige Angliederung des Rendsburger Gerichtsgefängnisses.

Von 1937 bis 1942 war die Strafanstalt Rendsburg eine reine Sicherungsanstalt, d. h. in dieser Zeit saßen ausschließlich Sicherungsverwahrte ein, vor allem aus den Oberlandesgerichtsbezirken Hamburg, Kiel, Rostock und Stettin, sowie aus den Landgerichtsbezirken Neuruppin und Prenzlau. Die Belegung der Anstalt war inzwischen auf 549 Häftlinge heraufgesetzt worden, zeitweilig saßen sogar bis 750 Strafgefangene gleichzeitig ein.

Die Sicherungsanstalt wurde 1942 wieder in ein Zuchthaus umgewandelt (Deutsche Justiz, S. 737) und führte ab 1943 die Bezeichnung "Vollzugsanstalt" (Deutsche Justiz, S. 90). Der reguläre Vollstreckungsplan sah nun eine Belegung mit Zuchthausgefangenen aus den Oberlandesgerichtsbezirken Hamburg, Kiel und Naumburg vor. Dieser Plan wurde jedoch, bedingt durch die Kriegsereignisse und durch wechselnden Arbeitskräftebedarf, häufig geändert oder durchbrochen. So saßen z. B. 1943/44 auch viele norwegische "NN-Häftlinge" in Rendsburg ein, die nach den "Richtlinien für die Verfolgung von Straftaten gegen das Reich oder die Besatzungsmacht in den besetzten Gebieten" vom 7. Dezember 1941 (= NN-Erlass) verurteilt worden waren.

Bedingt durch einen neuen Vollstreckungsplan, nach dem die männlichen Zuchthausgefangenen aus dem Oberlandesgerichtsbezirk Kiel in der Strafanstalt Hamburg-Fuhlsbüttel untergebracht wurden, vor allem aber wegen ihrer unzeitgemäßen Einrichtung und ihrer starken Baufälligkeit wurde die Strafanstalt Rendsburg am 1. April 1956 aufgelöst, ihre Gebäude wurden einige Zeit später abgebrochen.

Bestandsgeschichte 

Der vorliegende Aktenbestand wurde zum größten Teil von der Justizvollzugsanstalt Lübeck übernommen, wohin er nach der Auflösung der Strafanstalt Rendsburg verbracht worden war (Acc. 73/1975, 95/1989, 82/1991). Die Personalakten waren bis auf wenige Ausnahmen bereits 1937 bzw. 1945 an das damalige Staatsarchiv Kiel abgegeben worden. Die Gefangenenbücher und -karteien des Gerichtsgefängnisses erhielt das Landesarchiv 1986 von der Jugendarrestanstalt Rendsburg (Acc. 77/1986).

Die Überlieferungsdichte ist recht unterschiedlich. Von den älteren Verwaltungsakten sind nur noch wenige erhalten. Die nach Einführung des Generalaktenplans im Jahre 1936 geführten Verwaltungsakten sind dagegen wesentlich besser überliefert und sind hier auch in der Ordnung des Generalaktenplans verzeichnet. Während bei den Gefangenenbüchern von 1930 bis 1948 eine Überlieferungslücke klafft, ist die Gefangenenkartei von 1932 bis 1955 nahezu vollständig erhalten.

Ein großer Teil der Häftlingspersonalakten ist durch einen Wasserschaden in der Justizvollzugsanstalt Lübeck verloren gegangen, erhalten sind noch etwa 1750 Bände. Ihr spezifischer Quellenwert liegt vor allem darin, dass sie vielfach Urteilsabschriften enthalten, und zwar sehr häufig von Gerichten außerhalb des Oberlandesgerichtsbezirks Kiel. Die vorhandenen Urteilsabschriften bzw. Urteilsnachweise sind in einem eigenen Register erschlossen. Urteile der deutschen Militärgerichtsbarkeit sind dort unter dem Begriff "Feldurteile" zusammengefasst. Die britische Militärgerichtsbarkeit ab Mai 1945 gab grundsätzlich keine Urteilsabschriften an die Gefängnisverwaltung ab.

Siehe

Korrespondierende Archivalien 

Die Oberaufsicht über Zuchthäuser oblag in Preußen dem Innenminister und wurde vom jeweiligen Regierungspräsidenten geführt. Durch Erlass vom 14. Dezember 1917 (Preußische Gesetzsammlung 1918 S. 11) wurde diese Zuständigkeit dem Justizminister übertragen und in seinem Auftrag vom Generalstaatsanwalt beim Oberlandesgericht bzw. vom Strafvollzugsamt wahrgenommen. Im Bestand Abt. 309 sind bis auf zwei Personalakten (Nr. 8161 und 35403) keine Aufsichtsakten über das Zuchthaus Rendsburg überliefert (siehe Bestandsgruppe "Preußische Verwaltung").

Im Bestand Abt. 351 liegt dagegen eine dichte Überlieferung von Aufsichtsakten vor.

Generalakten über das Gerichtsgefängnis sind darüber hinaus im Bestand des Amtsgerichts Rendsburg in Abt. 355.48 zu finden.

Einige Gefangenenpersonalakten sind nach Ende des Zweiten Weltkriegs in den Besitz des Internationalen Suchdienstes Arolsen gelangt und befinden sich in dessen Archiv ("Arolsen Archives").

Weitere Angaben (Bestand)

Umfang in lfd. M. 

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